Konformismus: Gefahr für falsche Entscheidungen in Gruppen und wie man sich schützt

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Konformismus bezieht sich auf das Phänomen, dass Menschen ihre Meinungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen an die Normen und Erwartungen einer Gruppe anpassen, um Akzeptanz zu erlangen oder soziale Konflikte zu vermeiden. Es beinhaltet das Nachahmen oder Anpassen des Verhaltens oder der Ansichten anderer, um in die Gruppe zu passen und die Zustimmung oder Anerkennung der Gruppenmitglieder zu erhalten.

Konformismus kann auf verschiedenen Ebenen auftreten, von alltäglichen Situationen bis hin zu größeren sozialen und politischen Kontexten. Er kann sowohl explizit als auch implizit sein. Expliziter Konformismus bezieht sich auf offensichtliches Anpassungsverhalten, bei dem Menschen bewusst ihre Meinungen oder Verhaltensweisen ändern, um den Erwartungen der Gruppe zu entsprechen. Impliziter Konformismus hingegen tritt auf, wenn Menschen unbewusst oder automatisch die Handlungen oder Überzeugungen anderer übernehmen, ohne sich dessen immer vollständig bewusst zu sein.

Ausprägungen von Konformismus

Konformismus kann positive Aspekte haben, wie die Förderung des sozialen Zusammenhalts und der Harmonie innerhalb einer Gruppe. Allerdings kann es auch negative Auswirkungen haben, indem es die individuelle Kreativität, kritische Denkfähigkeit und Unabhängigkeit einschränkt. Es ist wichtig, zwischen konstruktivem Konformismus, der Zusammenarbeit und Koordination ermöglicht, und problematischem Konformismus zu unterscheiden, der zur Unterdrückung von Meinungsvielfalt und zur Verhinderung von Innovation führen kann.

Es wichtig die Ausprägungen von Konformismus in Entscheidungsprozessen zu kennen, um ihnen auch entgegenwirken zu können :

  1. Gruppendenken: Bei Gruppendenken streben Teammitglieder einstimmige Übereinstimmung an, um Konflikte zu vermeiden. Sie passen ihre Meinungen und Ideen an die vorherrschende Meinung in der Gruppe an, anstatt ihre eigenen Gedanken einzubringen.
  2. Autoritätskonformität: Teammitglieder stimmen den Entscheidungen oder Vorschlägen einer Autoritätsperson bedingungslos zu, ohne diese kritisch zu hinterfragen oder alternative Lösungen zu prüfen.
  3. Soziale Normen: Die Angst vor Ablehnung oder sozialer Ausgrenzung kann dazu führen, dass Teammitglieder ihre eigene Meinung zurückhalten und stattdessen den gängigen Meinungen und Verhaltensweisen innerhalb der Gruppe folgen.
  4. Konformität durch Hierarchie: Teammitglieder können sich den Entscheidungen derjenigen mit höherer Position in der Hierarchie unterordnen, ohne ihre eigenen Perspektiven oder Ideen einzubringen.
  5. Ingroup-Konformität: Mitglieder eines Teams können dazu neigen, ihre Entscheidungen an den Ansichten und Vorlieben der dominanten oder einflussreichen Mitglieder der Gruppe auszurichten, um sich anzupassen und Konflikte zu vermeiden.
  6. Informationskaskaden: Wenn Teammitglieder sich unsicher fühlen oder nicht über ausreichende Informationen verfügen, können sie dazu neigen, die Handlungen und Meinungen anderer Teammitglieder zu imitieren, anstatt unabhängig zu denken oder nach zusätzlichen Informationen zu suchen.

 

In einer Kleinstadt könnte der linke Bürgermeister zum Beispiel auf die Idee kommen, dass es wichtig wäre gegen eine Corona-Maßnahmen-Demo vorzugehen. Da er erfahren hat, dass auch rechte Teilnehmer anwesend sein werden, erklärt er kurzer Hand alle Teilnehmer zu Nazis und möchte die Bürger per Brief auffordern, ihre Braune Bio-Tonne als Zeichen auf die Straße zu stellen. (Soziale Normen und später Gruppendenken bei Bürgern)

Der Bürgermeister überzeugt seine Parteigenossen (Autorität, Hierarchie und Ingroup-Konformität). Die Mitglieder des Stadtrats haben keine Wahl sich gegen die Entscheidung des Bürgermeisters und seine Genossen zu stellen, jedes Wort dagegen, schiebt sie automatisch ebenfalls in die rechte Ecke (Soziale Normen). Spätestens als der Bürgermeister von Verfassungsschutz und Aufruhr berichtet, brachte die Unsicherheit die letzten Räte ins Wanken (Informationskaskaden). Bürger, die sich Jahre lang für die Gemeinschaft einsetzten und anderer Meinung waren, wurden durch den Brief, der von allen Stadtratsmitgliedern unterzeichnet wurde, als Müll bezeichnet, der nicht mehr in Stadt gewünscht ist.

Wege Konformismus zu vermeiden    

Dieses Beispiel zeigt, wie Konformismus die freie Meinungsäußerung, Kreativität und kritische Denkfähigkeit in einem Team einschränken kann. Es ist wichtig, solche Konformitätsmuster zu erkennen und ihnen aktiv entgegenzuwirken, um die Qualität der Entscheidungsfindung zu verbessern.

Konformismus in Entscheidungsprozessen kann die Kreativität und Effektivität eines Teams beeinträchtigen. Hier sind einige Möglichkeiten, um dem Konformismus entgegenzuwirken:

Förderung einer offenen Kommunikation

Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der jedes Teammitglied frei und ohne Angst vor negativen Konsequenzen Ideen, Meinungen und Bedenken äußern kann.

Vielfalt im Team

Stellen Sie sicher, dass das Team aus Mitgliedern mit unterschiedlichen Hintergründen, Erfahrungen und Perspektiven besteht. Unterschiedliche Standpunkte können zu einer breiteren Palette von Ideen führen und den Konformismus verringern.

Rotierende Teamrollen

Wechseln Sie die Verantwortlichkeiten und Führungsrollen regelmäßig innerhalb des Teams. Dies ermöglicht verschiedenen Teammitgliedern, die Initiative zu ergreifen und unterschiedliche Sichtweisen einzubringen.

Kritisches Denken fördern

Ermutigen Sie das Team, Fragen zu stellen, Annahmen zu hinterfragen und verschiedene Lösungsansätze zu analysieren. Bieten Sie Raum für Debatten und konstruktives Feedback.

Externe Perspektiven einbeziehen

Holen Sie sich gelegentlich die Meinung externer Experten oder Berater ein, um neue Ideen und Blickwinkel einzubringen und den Konformismus zu durchbrechen.

Avocadus Diaboli

Richten Sie einen Anwalt des Teufels ein. Dieses Teammitglied übernimmt gezielt die Rolle des Bedenkenträgers, er versucht das Projekt zu zerlegen und sucht alle Fallstricke. Der Avocadus Diaboli ist der Gegenspieler der vorherrschenden Meinung und der Führungskraft. Natürlich braucht dieses Teammitglied eine starke Persönlichkeit. Er sollte wie der Narr am Hofe, die Freiheit haben, alles sagen zu dürfen. Für eine Führungskraft ist es ein Zeichen von Stärke, dies aushalten zu können.

Anonyme Entscheidungsfindung

In einigen Fällen kann es hilfreich sein, anonyme Entscheidungsprozesse zu implementieren, um mögliche soziale Hierarchien oder Gruppendynamiken zu minimieren und sicherzustellen, dass Entscheidungen auf der Grundlage von Fakten und Ideen getroffen werden.

Kreativitätsfördernde Techniken nutzen

Verwenden Sie strukturierte Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mind Mapping oder Design Thinking, um das Team dazu zu ermutigen, verschiedene Ideen zu generieren und alternative Lösungen zu entwickeln.

Fehlerkultur etablieren

Schaffen Sie eine Umgebung, in der Fehler als Lernchance betrachtet werden und keine Angst vor negativen Konsequenzen besteht. Dies ermutigt die Teammitglieder, innovative Ansätze auszuprobieren und von ihren Erfahrungen zu lernen.

Einführung der Kreiskultur

Das Beste ist es Strukturen der Hierarchie flach zu halten.

Führungsmethoden wie Soziokratie oder der CircleWay geben die Verantwortung an alle Teammitglieder weiter. Ein Konsent wird gebildet, in dem alle Teilnehmer in einem wertschätzenden Umfeld ihre Meinung sagen können. Jeder wird als Teil der Gemeinschaft anerkannt und wird nicht gleichgemacht, sondern ist ist gleichwertig und seine Stimme ist gleich gültig.    

 

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